Leben in Echtzeit
Wer sich eingehend mit dem Toyota Produktionssystem befasst, lernt sehr schnell die Vorzüge von One-Piece-Flow, also der Einzelstückfertigung im Gegensatz zur Losfertigung kennen. Statt dem stufenweisen Anstauen und wieder Abfließen von hohen Fertigungsmengen gleicher Teile, was zu Umlaufbeständen, Kapitalbindung, hohem logistischen Aufwand, verspäteter Fehlererkennung etc. führt, durchläuft Teil für Teil, wie an einer Perlenkette gezogen, den gesamten Prozess von A bis Z.
Mehr Zeit fürs Wesentliche
Die in Chance #2 angesprochene Vereinfachung des Steuerwesens würde uns 40 Mio. Stunden Aufwand pro Jahr ersparen, wenn jede*r der 40 Mio. Erwerbstätigen sich nur eine Stunde weniger damit befassen müsste. Zeit für Familie, Ehrenamt, Bildung, Gesundheit, Pflege von Angehörigen… Noch mal anders ausgedrückt: Rd. 23.500 Vollzeitkräfte Jahr für Jahr. Der zu erwartende geringere Aufwand bei Steuerberatern und in den Finanzbehörden noch nicht mit einberechnet. Erstaunlich, dass uns diese Chance nicht so attraktiv erscheint, dass wir sie schon lange ergriffen haben. Technologie, Geld, alles da, nur der Impuls, der aus einer Idee eine Tat macht, fehlt uns noch.
Vieles kann endlich wahr werden
Digitalisierung ist aus unserer Sicht primär kein Technologiethema, sondern ein gesellschaftlicher Wandel, der in digitalen Technologien begründet ist und auch nur mit diesen erfolgreich vollzogen werden kann. Die Chancen und Potentiale, die dieser Wandel birgt, sind unermesslich:
Es liegt viel Neuland vor uns
Ja, ganz richtig, Chance #1 trägt den gleichen Titel wie Herausforderung #1: Es liegt viel Neuland vor uns! Es mag uns bisweilen beunruhigen, dass so viele Fragen offen sind, dass so Vieles unsicher ist und Pläne nur kurz Bestand haben. Aber:
Mut zum Wandeln durch Handeln
Die Digitalisierung „kommt“ nicht. Schon gar nicht über uns. Die Digitalisierung wird im Kleinen wie im Großen das Ergebnis unseres Verhaltens sein: Ob und wie Smartphones unser Familienleben beeinträchtigen, hängt von unserem Nutzungsverhalten ab. Unsere Unternehmen werden dann innovative digitale Dienstleistungen als add on zu unseren analogen Waren anbieten, wenn wir diese gestalten und verkaufen. Und ob die Digitalisierung uns als Gesellschaft weiterbringt oder ins Durcheinander stürzt, hat mehr mit uns zu tun als mit ihr.
Mind the Customer!
Eine der größten Herausforderungen bei der Digitalisierung ist es nach wie vor, die ausschl. nach innen gerichtete Perspektive aufzugeben. Wer Digitalisierung nur als Automatisierungs-, Effizienzsteigerungs- und Wettbewerbsüberholungsmaßnahme sieht, beraubt sie ihrer Potentiale. Und sich selbst seiner Chancen.
Die demografische Lücke
Klar: Wir wissen, dass sich viele Prozesse in Unternehmen wunderbar digitalisieren und damit auch besser auf den Kunden zentrieren lassen. Technisch alles möglich. Und auch die, die solche Vorhaben umsetzen können, gibt es: Junge Techies, die sich gerne reinfuchsen, „out-of-the-box“ denken und denen es gar nicht progressiv genug sein kann.
Und die „Alten“? Nicht veränderungsbereit genug? Nicht offen? Oder halt vielleicht doch nur anderes Denken gewohnt, und damit bislang aber auch sehr erfolgreich gewesen?